Anstehende Termine: 10. Juli Info-Veranstaltung in Passau | 11. Juli Briefeschreiben in Jena

Sonntag, 10. Juli, 19:00 im Frei*Raum Passau: Infoveranstaltung der GG/BO

Die Gefangenengewerkschaft/Bundesweite Organisation (GG/BO) wurde im Mai 2014 von Häftlingen in der JVA Berlin-Tegel gegründet. Ihr Ziel ist, dass sich die inhaftierten Arbeiter und Arbeiterinnen auf Grundlage der gemeinsamen Lage und Ausbeutungserfahrung und nach dem Prinzip der Klassensolidarität organisieren und gemeinsam für ihre Bedürfnisse und Interessen kämpfen. In der Veranstaltung wollen wir, die GG/BO-Soligruppe Jena, gemeinsam mit dem ex-Gefangenen Georg Huß über den gefängnis-industriellen Komplex, den Organisierungsprozess der Gefangenengewerkschaft, ihre Kämpfe und die Solidaritätsarbeit sprechen.

Die GG/BO gibt es auch in verschiedenen bayrischen Knästen. Falls Leute Lust haben, die Gefangenengewerkschaft in Bayern zu unterstützen, wäre das die Gelegenheit, zusammenzukommen und darüber zu sprechen.

Die GG/BO-Soligruppe Jena wurde im November 2015 gegründet und unterstützt seitdem die Gefangenengewerkschaft in Thüringen.

Georg Huß, ex-Langzeithäftling in bayrischen und österreichischen Haftanstalten, zwei Hungerstreiks und mehrfache Protestaktionen, Gründer der Gefangenengewerkschaft in Österreich ist seit seiner Entlassung im März 2016 weiterhin in der GG/BO aktiv und versucht, den Aufbau von Soli-Strukturen in Süddeutschland voranzubringen.

Montag, 11. Juli, ab 19:00 bei der Kollektiv-Küche im Haus: Briefeschreiben an Gefangene

Wir setzen uns monatliches Briefeschreiben an Gefangene fort. Wir kümmern uns um eine Adressliste mit verschiedenen Häftlingen (GG/BO-Mitglieder, sogenannte politische, inhaftierte Frauen, Häftlinge international), Briefpapier, Umschläge und Porto und stehen bei Fragen und Unsicherheiten zur Verfügung. Die GG/BO in der JVA Untermaßfeld hat sich vor kurzem mit dem Arbeitskampf studentischer Arbeiter_innen am CATI-Labor der Uni Jena solidarisiert. Wer zurück kommunizieren möchte, ist beim Briefeschreiben genau richtig.

 

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Egal ob Knast oder Uni: Wir halten und kämpfen zusammen!

Solidaritätsadresse der Gefangenengewerkschaft der JVA Untermaßfeld an die studentischen Arbeiter_innen vom CATI-Labor und die FAU Erfurt/Jena

Wir, die Gefangenengewerkschaft/Bundesweite Organisation in der Justizvollzugsanstalt Untermaßfeld, d.h. ihre Sprecher David Hahn und Sebastian Assmann und die Soligruppe Jena, erklären unsere Solidarität mit dem Kampf der studentischen Arbeiter_innen vom CATI-Labor der Uni Jena!

Unsere Bosse und der Staat finden immer wieder Vorwände, gewisse Gruppen von Arbeitern und Arbeiterinnen unter besonderen Bedingungen auszubeuten – seien es inhaftierte, migrantische, studentische oder andere Arbeiter_innen. Genau das passiert am CATI-Labor der Uni Jena. An diesem uni-eigenen Call Center werden Student_innen in die Scheinselbstständigkeit gezwungen und mit dem Mindestlohn abgespeist. Die Uni spart sich so die Sozialabgaben, Lohnkosten, Urlaubs- und Krankheitsgeld. Sie unerläuft damit die Standards anderer Call Center und betreibt Lohndumping. Jetzt endlich wehren sich die studentischen Arbeiter_innen gemeinsam mit der kämpferischen Basisgewerkschaft der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) Erfurt/Jena.

Auch wir, die inhaftierten Arbeiter_innen und die Unterstützer_innen der Soligruppe, haben uns organisiert, um gegen die Zustände im Knast zu kämpfen: 40 Stunden Maloche die Woche, Zwangsarbeit, 1-2€ “Lohn” die Stunde, keine Gewerkschaftsfreiheit und Union Busting, keine Zahlung von Renten- und Sozialversicherungsbeiträgen usw. usf. Die Situation ist so bedrückend, dass uns als wirksame Kampfmittel oft nur der Hunger– und Bummelstreik bleibt. Unsere Gewerkschaft, die GG/BO, basiert auf dem Prinzip der Solidarität – unter den Gefangenen und über die Knastmauern hinweg. Halten wir zusammen und unterstützen uns gegenseitig in unseren Kämpfen, sind wir stärker und kommen unserem Ziel näher: einem besseren Leben schon jetzt und einer Welt frei von Ausbeutung und Herrschaft morgen. Deshalb wünschen wir unseren Kolleg_innen von der FAU und den Arbeiter_innen vom CATI-Labor viel Kraft und Mut für die kommenden Auseinandersetzungen.

Auch ihr könnt uns schreiben. Unsere Adressen sind öffentlich. Ihr könnt auch zum monatlichen Briefeschreiben kommen, das die Soligruppe Jena das nächste Mal am 11. Juli organisiert.

In Arbeiter_innen- und basisgewerkschaftlicher Solidarität!

  • GG-Sprecher der JVA Untermaßfeld David Hahn
  • stellv. GG-Sprecher der JVA Untermaßfeld Sebastian Assmann
  • GG/BO-Soligruppe Jena
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Briefeschreiben an Gefangene. Dieses Mal mit Fokus auf inhaftierte Gewerkschafter_innen.

Montag, 13. Juni, 19:00 im Infoladen Jena (Schillergässchen 5, 07745 Jena)

In diesen Tagen beginnt in Frankreich die Fußball-EM und damit eine neue Welle von Party-Patriotismus. Dem ent­gegen wollen wir darauf aufmerksam machen, dass im „Land der Menschen­rechte“ gerade einiges verkehrt läuft. Der im November ver­häng­te Ausnahmezustand dauert weiter an. Gleichzeitig kämpfen und strei­­ken seit März weite Teile der französischen Bevöl­ker­ung, vor allem junge Menschen, gegen die Verschärfung des Arbeitsrechts. In diesem Zusammenhang wurde am 18. April 2016 in Lille das Büro der anarcho-syndikalistischen fran­zö­sisch­­en Ge­werkschaft CNT-f von Polizeikräften gestürmt. Zwei Mitglieder wurden fest­ge­nom­men und befinden sich nach wie vor in Haft.

Doch nicht nur in Frankreich, sondern weltweit ist die ge­werk­schaftliche Arbeit gegen das kapitalistische System staatlicher Repression ausgesetzt. In Polen musste Łukasz Bukowski, Mit­glied der Anarchistischen Föderation Poznan und der pol­nisch­en anarchistischen Gewerkschaft IP, am 27. April 2016 eine dreimonatige Haftstrafe angetreten, weil er an der Verhinderung einer Zwangs­räumung beteiligt gewesen war.

Neben solchen Fällen gibt es natürlich auch die vielen Leute, die sich erst im Knast gewerkschaftlich organisieren, wie z.B. in der GG/BO. Auch sie brauchen Unterstützung von draußen in Form von Post.

Aus diesem Anlass wollen wir bei unserem 6. gemeinsamen Briefe­­schreibabend vor allem an inhaftierte Gewerk­schaft­er_in­nen schreiben. Wir setzen dem Fußball-Nationalismus die inter- und anti-nationale gewerk­schaftliche Solidarität entgegen. Kommt vorbei, wir stel­len Umschläge und Briefmarken bereit und stehen für Fragen und Infos zur Verfügung!

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Die Kämpfe verbinden – Gefangenensolidarität, Widerstand gegen Zwangsräumungen und Umweltzerstörung!

Kommt zum Stand der GG/BO bei den Anarchistischen Tagen Jena, um Postkarten und Briefe zu schreiben und so die Gefangenen zu unterstützen!

Als Teil der Gefangenengewerkschaft GG/BO unterstützen wir in erster Linie die inhaftierten Arbeiter_innen in ihrem Kampf um Mindestlohn, Sozialversicherung und Gewerkschaftsfreiheit. Aber der Kampf im und gegen den Knast hat zig Schnittstellen mit anderen sozialen Kämpfen. Nach dem 8. März legten wir den Schwerpunkt unseres monatlichen solidarischen Briefeschreibens auf inhaftierte Frauen und Trans-Personen und nach dem 8. Mai auf antifaschistische Gefangene. So wollten wir deutlich machen, wie Antifaschismus und Feminismus die Leute im Gefängnis nicht vergessen sollten und ein Solidaritätsangebot machen.

In den letzten Wochen und Tagen haben wir von der Inhaftierung von Kolleg_innen und Mitkämpfer_innen erreicht. Łukasz Bukowski, Mitglied der Anarchistischen Föderation Poznan und der polnischen anarchistischen Gewerkschaft Inicjatywa Pracownicza (IP), auf deutsch Arbeiter-Initiative, musste Ende April wegen Beteiligung an der Blockade einer Zwangsräumung für drei Monaten ins Gefängnis. Yu wurde während einer Gleisblockadeaktion im Lausitzer Kohleabbaugebiet festgenommen und in U-Haft gesteckt. Sie ist die Einzige, die im Rahmen der „Ende-Gelände“-Proteste gegen den Ressourcenextraktivismus in der Lausitz vom vergangenen Wochenende hinter Gittern geblieben ist.

Kommt zu unserem Stand beim Schwarzmarkt der Möglichkeiten der Anarchistischen Tagen Jena (Samstag von 13 bis 17 Uhr) und unterstützt die beiden Gefangenen und die Sprecher_innen der Gefangenengewerkschaft/Bundesweite Organisation durch das Schreiben von Postkarten oder Briefen!

Hier die Adressen. Łukasz versteht Polnisch und Englisch.

Unbekannte Person „Yu“ 174/16/3
JVA Luckau-Duben
Lehmkietenweg 1
15926 Luckau

Łukasz Bukowski s. Zbigniewa
Areszt Śledczy w Poznaniu
ul. Młyńska 1
61-729 Poznań, Poland

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Mit Buch und Brief gegen die Mühlen des Apparats

Die Buchautorin Stephanie Bart hat vor ein paar Monaten von der GG/BO erfahren und sich dazu entschieden, den GG/BO-Sprecher der JVA U-feld, David Hahn, zu unterstützen. Da es nicht so einfach ist, Bücher in Haftanstalten reinzuschicken, wollte sie ihr Buch “Deutsche Meister” der Gefängnisbibliothek spenden und so David Hahn und den anderen Inhaftierten der JVA U-feld zugänglich zu machen. Daraufhin ist ein behördlicher Kleinkrieg entstanden, den sie auf ihrem Blog dokumentiert hat und den wir nun wiedergeben möchten. Das Beispiel von Stephanie Bart zeigt, wie eine gesellschaftliche Solidarisierung über die Knastmauern hinweg aussehen kann. Und die Reaktion des Apparats zeigt, wie Knastbürokratie funktioniert und lässt darauf schließen, wie sehr sich die Funktionäre des deutschen gefängnis-industriellen Komplexes vor der Gefangenengewerkschaft fürchten. Einen großen Dank noch einmal an Stephanie Bart!

Draußen und Drinnen Nr. 1

Unter der Überschrift »Draußen und Drinnen« dokumentiere ich hier einen Ausschnitt aus meiner Recherchepraxis: #GetTheVibes

Da sich mein aktueller Roman zu großen Teilen im Gefängnis zuträgt, unterstütze ich die Gefangenengewerkschaft. Zu diesem Zweck spende ich ein Exemplar von »Deutscher Meister« an die Gefängnis-Bibliothek der JVA Untermaßfeld, in das ich folgende Widmung geschrieben habe:

»Dieses Buch widme ich den Gefangenen der JVA Untermaßfeld. Ich unterstütze ihren Kampf um die Durchsetzung ihrer Rechte: 1. sich gewerkschaftlich zu organisieren, 2. auf den gesetzlichen Mindestlohn. Ich fordere alle, die der Gefangenengewerkschaft noch nicht beigetreten sind, dazu auf, gründlich über einen Beitritt nachzudenken und grüße den Sprecher: David Hahn, der Kampf geht weiter,
herzlich, Stephanie Bart«

Die JVA reagiert (bisher) auf David Hahns gewerkschaftliches Engagement mit behindernden Maßnahmen, und zwar aus guten Gründen: Mit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns und von Rentenansprüchen wird das Geschäftsmodell der gesamten Gefängnis-Industrie zusammenbrechen wie ein Kartenhaus. Dieses Geschäftsmodell fußt auf symbolischen »Löhnen«, und in ihm agieren die Vollzugsanstalten als Verkäufer der Arbeitskraft »ihrer« Gefangenen, deshalb wollen sie keine Gewerkschaften haben. (Details hierzu auf gbbo.de und Jena-Soli)

Die Anstalt ist also einerseits bestrebt, Werbung für die Gewerkschaft unterbinden, hat aber andererseits von einer Widmung in einem Buch in der Bibliothek nicht viel oder eher gar nichts zu befürchten. #GetTheVibes: Wie wird sie entscheiden, wie verfahren?

1) Sie wird das Buch umgehend in die Bibliothek einstellen.
2) Sie wird die Widmung schwärzen, was etwa drei bis vier Wochen dauert, und dann das Buch in die Bibliothek einstellen.
3) Sie wird das Buch nicht in die Bibliothek einstellen, sondern, entsprechend des Eigentumsvorbehalts, einen Grund ersinnen, warum es nicht in der Bibliothek stehen darf, und es mit Angabe dieses Grundes an mich zurückschicken.
4) Sie wird den Vorgang nicht bearbeiten. Das Buch wird in einem anonymen Anstaltsschreibtisch beerdigt werden.

Nicht ohne meinen Eigntumsvorbehalt:

»Dieses Buch bleibt Eigentum der Absenderin bis es in die Bibliothek der JVA Untermaßfeld zur freien Verfügung für die Gefangenen eingestellt ist. Bei Nichteinstellung ist es der Absenderin unter Mitteilung des Grundes zurückzusenden.«

Gleichzeitig schicke ich einen Brief an David Hahn, in dem ich ihn darum bitte, uns mittzuteilen, ob und wann und wie das Exemplar den Gefangenen in der Bibliothek zugänglich gemacht wird. Dazu muss man wissen, dass Gefangenenpost, mit Ausnahme der Verteidigerpost, zensiert wird. (Es ist übrigens, vor allem wenn mans wie ich nicht gewöhnt ist, ein riesengroßer Scheißdreck, ich wiederhole: ein riesengroßer Scheißdreck, mit Zensur im Kopf zu schreiben.) Also, mal sehen, was wo in welchem Zustand ankommt, gute Reise:

Draußen und Drinnen Nr. 2

David Hahn hat geschrieben:
»Ich kann Dir sagen, dass [das Buch] hier eingegangen ist, aber Herr Filler, der für die Bücherei zuständig ist, händigt mir das Buch einfach nicht aus.«

Es ist also vorläufig die 4) geworden.

Herr Filler, den ich telefonisch zu erreichen versucht habe, ist »heute nicht im Hause«. Ich werds weiter versuchen. Stay tuned!

Draußen und Drinnen Nr. 3

Heute habe ich Herrn Filler von der Bibliothek erreicht. Ich habe ihm gesagt, David Hahn habe geschrieben, das Buch liege auf seinem Schreibtisch und er rücke es nicht raus.

Nein, sagt Herr Filler, er hat das Buch nicht. Was der David da so gesagt hat stimmt nicht, er, Filler, weiß nicht, wo das Buch ist, er hat es an die Anstaltsleitung gegeben. Warum hat er es an die Anstaltsleitung gegeben? Weil er Bücher mit handschriftlichen Widmungen nicht einfach so einstellen kann. Rufen Sie mich nächste Woche noch mal an? Gern.

Draußen und Drinnen Nr. 4

Herr Filler hat herausgefunden, dass das Buch bei der Anstaltsleitung liegt und der Vorgang wegen Krankenstand im Augenblick nicht bearbeitet werden kann. Rufen Sie mich Ende der Woche noch mal an? Gern.

Draußen und Drinnen Nr. 5

Die Würfel sind gefallen. Ich fasse zusammen:

Ich spende einer JVA ein Buch für ihre Bibliothek mit einer Widmung, in der ich die Gefangenengewerkschaft unterstütze. Gleichzeitig bitte ich ihren Sprecher David Hahn, mir zu sagen, ob es in die Bibliothek eingestellt und für die Gefangenen verfügbar gemacht wird.

David Hahn sieht es auf dem Schreibtisch von Herrn Filler, dem Bibliothekar, der es aber nicht aushändigt, und informiert mich brieflich darüber.

Daraufhin telefoniere ich mit Herrn Filler, den ich beim dritten Anlauf erreiche. Im Gespräch nennt Herr Filler den Gefangenen »David«, als ob er mit ihm per Du wäre, obwohl das Anstaltspersonal verpflichtet ist, die Gefangenen zu siezen, er also korrekt von »Herr Hahn« oder wenigstens von »David Hahn« hätte sprechen müssen. Herr Filler sagt, dass nicht stimme, was David mir geschrieben habe, (in anderen Worten: Der Gefangene lügt). Aber dann erklärt er, er könne ein Buch mit einer handschriftlichen Widmung nicht einfach so einstellen, (in anderen Worten: der Gefangene hat nicht gelogen). Herr Filler kann keine Rechtsgrundlage dafür angeben, dass ein Buch mit einer handschriftlichen Widmung nicht eingestellt werden darf und verweist auf die Anstaltsleitung, die die Entscheidung treffen muss. Auf meine Nachfrage informiert er mich darüber, dass die Anstaltsleitung aus vier Beamten besteht, und dass von diesen vier der Abteilungsleiter Sicherheit, Seyfahrt, für meine Buchspende zuständig ist

Knapp zwei Monate, nach dem die Buchspende in der JVA eingetroffen ist, entscheidet Herr Seyfahrt wie folgt:

»Sehr geehrte Frau Bart,

hiermit teile ich Ihnen mit, dass die JVA Untermaßfeld Ihre Buchspende vom 04.03.2016 nicht annimmt. Zu unserer Entlastung schicken wir Ihnen das entsprechende Buch zur weiteren Verwendung zurück.

Im Auftrag, Seyfahrt, Verwaltungsabteilungsleiter Sicherheit«

Darauf antworte ich heute mit folgendem Schreiben:

Sehr geehrter Herr Seyfahrt,

vielen Dank für die Rücksendung meiner Buchspende, die allerdings unvollständig ist. Es fehlt in Ihrem Schreiben ein Grund für die Nichtannahme im Sinne des Eigentumsvorbehalts, in dem es heißt: »Bei Nichteinstellung [des Buches in die Bibliothek] ist es der Absenderin unter Mitteilung des Grundes zurückzusenden.« Ich möchte Sie bitten, mir den Grund für die Nichtannahme zu nennen. Dabei geht es mir weniger um die korrekte Erfüllung des Eigentumsvorbehalts, vielmehr möchte ich erfahren, wie ich in Zukunft bei Buchspenden die Nichtannahme vermeiden kann. Herr Filler hatte auf die Widmung verwiesen, aber keine Rechtsgrundlage für ein Verbot von Widmungen in Buchspenden nennen können. Woran also ist die Annahme gescheitert?

Mit freundlichen Grüßen

Und ich berichte David Hahn in einem Brief, in den ich auch die Widmung schreibe und in dem ich sage, dass die Sicherheit eines Gefängnisses, wenn sie von einer Widmung in einem Buch gefährdet wird, schwach und zerbrechlich ist.

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Solidarisches Briefeschreiben an (antifaschistische) Gefangene #5

Montag, 9. Mai 2016, 19:00 im Infoladen Jena (Schillergässchen 5)

Unser regelmäßiges Briefeschreiben an Gefangene fällt diesen Monat auf den Tag des Sieges über den Faschismus und deswegen wollen wir vor allem antifaschistischen Ge­fang­enen schreiben.

In Europa befinden sich zurzeit viele Antifaschisten hinter Gittern: Joel und Linus aus Schweden, Jock in Sofia, Valentin aus Bremen, Sergi aus Spanien, Roman, Vlad, Dzmitry S. und Dzmitry Z. aus Weißrussland, Alexey und Alexandr aus Russ­land und viele andere…

Ihnen zu schreiben, ist wichtig, nicht nur um “die eigenen” Gefangenen zu unterstützen, sondern auch, weil der Knast kein schwarzes Loch ist, sondern ein eigenes – ziemlich repressives – soziales Feld, in dem der antifaschistische Kampf weitergeht. Gerade bei uns in Thüringen, aber auch anderswo, sitzen zahlreiche organisierte Neonazis und Sym­pathisanten hinter Gittern. Aber eben auch Häftlinge, die sich klar gegen Faschismus positionieren, wie z.B. Rainer Loehnert oder David Hahn.

Trotz des Fokus auf die inhaftierten Antifas wollen wir die Gefangenengewerkschaft und ihren Kampf um Mindestlohn und Sozialversicherung nicht vergessen! Oliver Riepan, der sich seit Januar im Hungerstreik befindet, David Hahn, der Rasierklingen geschluckt hat, um aus der Iso-Haft zu kom­men und all die anderen inhaftierten Gewerkschaf­ter_innen.

Um Papier, Porto, Umschläge kümmern wir uns. Wir stehen auch mit Tips und Hinweisen zur Verfügung, wenn Leute nicht genau wissen, wie sie eigentlich so einen Brief formu­lieren sollen.

Es wird Wein, Bier und Snacks geben. Nicht nur, um die Schreibstimmung anzuregen, sondern auch, um das einjährige Bestehen der Gefangenengewerkschaft GG/BO in der JVA Unter­maßfeld nachzufeiern. Sie wurde am 30. April 2015 gegründet!

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GG-Sprecher David Hahn aus dem Einschluss raus

Nach zwei Wochen Einschluss (de-facto Isolationshaft) ab dem 18. März, der Verweigerung medizinischer Betreuung, einer riskanten Protestaktion gegen diese Repression (dem Schlucken von Rasierklingen) und ärztlicher Behandlung wurde David Hahn, der Sprecher der Gefangenengewerkschaft in der JVA Untermaßfeld, am 31. März aus dem Arrest entlassen. Es geht ihm gut, er bleibt kämpferisch und schreibt in seinem Brief vom 14. April: “Am 30.04. gibt es die Sektion U-feld ein Jahr. Ein Jahr voller Repression, aber der Kampf geht weiter!”

Nichtsdestotrotz werden weiterhin Briefe angehalten und zensiert. Briefinhalte mit Bezug zum Sachverhalt der Folter werden als “unerlaubte Beilage” entfernt.

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Briefeschreiben an Gefangene am 11. April

Montag, 11. April 2016, ab 19 Uhr im Infoladen Jena (Schillergässchen 5)

Wie jeden zweiten Montag im Monat werden wir uns am 11. April zum regelmäßigen Briefeschreiben an Gefangene treffen. Wir bringen Adressen inhaftierter GG/BO-Gewerkschafter_innen, rebellischer und politischer Gefangener sowie von gefangenen Frauen und Trans-Personen mit. Um Porto, Briefpapier und Umschläge kümmern wir uns ebenfalls.

Die Repression gegen die GG/BO erreicht ein neues Niveau. GG/BO-Sprecher David Hahn (JVA U-feld) sitzt wieder in Iso-Haft und ist der Lichtfolter ausgetzt und GG/BO-Sprecher Jürgen Rößner wurde am 1. März zu Beginn des Hungerstreiks von Butzbach nach Darmstadt verlegt. Es ist wichtig, ihnen zu zeigen, dass wir davon Kenntnis nehmen und auf ihrer Seite sind.

Das Briefeschreiben ist außerdem eine gute Gelegenheit, mit uns in Kontakt zu kommen, falls Leute daran interessiert sind, sich mit uns über Knast, Gefangenenarbeit und Gefangenenkämpfe auszutauschen oder bei uns mitzumachen.

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Iso-Haft, Lichtfolter, Selbstverletzung in U-feld

Nach unserer Kundgebung vor den Toren der JVA Untermaßfeld, verlegte die Gefängnisleitung den dortigen Sprecher der Gefangenengewerkschaft David Hahn in den 23stündigen Einschluss. In der Zelle gibt es weder Tisch noch Stuhl. Hofgang hat er morgens um 7 Uhr in völliger Einsamkeit. Es handelt sich de facto um Isolationshaft.

Am 4. April erreichte uns ein Brief von ihm vom 28. März. Darin berichtet er, dass die Isolation ihn psychisch aufreibe, dass er deswegen ärztliche Betreuung beantragt hätte, dass sie ihm verweigert wurde und dass er als Zeichen des Protests Rasierklingen geschluckt habe. Er schreibt, dass Suizid nicht sein Ding sei, das aber eine der letzten Möglichkeiten sei, sich unter den Bedingungen der Isolation zu widersetzen und aus der Iso-Haft rauszukommen. Weiterhin erwähnt David Hahn, dass das Licht in seiner Zelle 24 Stunden angeschaltet sei, obwohl es eine Arrestzelle mit Nachtsichtkamera gebe. Ihm ist klar, dass es den Behörden jetzt darum gehe, ihn in den Wahnsinn zu treiben.

Damit erreicht der Krieg, den die Gefängnisleitung der JVA Untermaßfeld der GG/BO erklärt hat und den sie konkret gegen den inhaftierten Gewerkschafter David Hahn führt, ein neues Niveau. Nach einer Zellenrazzia, vier Wochen Iso-Haft im Januar, Postzensur wie bei der Stasi, der Konfiskation von Broschüren, Stickern und einem Grußwort von David Hahn für eine öffentliche Veranstaltung, Fernsehverbot, Telefonverbot, Trennscheibenbesuche, der Verweigerung einer Arbeitsstelle und dem Einbehalten des Taschengelds bedient sie sich nun Methoden der weißen Folter: wiederholte Isolationshaft und Lichtfolter. Damit soll der rebellische Gefangene, GG/BO-Aktivist und Antifaschist David Hahn gebrochen und von den restlichen GG/BO-Kollegen und Gefangenen isoliert werden.

Wir fordern ein sofortiges Ende all dieser Maßnahmen und rufen zur Solidarität mit David Hahn und der Gefangenengewerkschaft in U-feld auf! Protestiert bei den Behörden und meldet euch direkt bei David Hahn (GG/BO-Sprecher JVA Untermaßfeld / Karl-Marx-Straße 8 / 98617 Untermaßfeld)!

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Sprecher der Gefangenengewerkschaft in Untermaßfeld wieder in Iso-Haft!

Am 18. März haben wir als GG/BO-Soligruppe Jena eine Kundgebung vor den Toren der JVA Untermaßfeld durchgeführt. Diese kleine Geste der Solidarität mit der Gefangenengewerkschaft und ihrem Sprecher David Hahn hat dem Staat den Anlass zum nächsten Repressionsschlag geboten.

Während der Kundgebung wurden 30 (!) Polizisten abgeordnet, um für “Ruhe und Ordnung” zu suchen. Am selben Tag bekommt unser GG/BO-Sprecher David Hahn wieder einmal zwei Wochen Einschluss. Einschluss heißt 23 Stunden in einer Minizelle ohne Tisch (Briefeschreiben auf dem Boden, Essen im Stehen an einem Regalbrett), nur mit Schreibzeug und einer Stunde Hofgang morgens um 7 Uhr, selbstverständlich ganz alleine ohne andere Gefangene. Mit anderen Worten: Zwei Wochen Isolationshaft. Vorwand ist eine zwei Wochen zuvor auf Station versehentlich zu Bruch gegangene Scheibe eines Schaukastens. Im Januar hatte David Hahn bereits vier Wochen in Iso-Haft verbringen müssen. Darüber und über weitere Disziplinarmaßnahmen – Fernseh-Verbot, Trennscheibenbesuche, Telefonverbot, Pressezensur, Konfiskation von Broschüren – versucht der Apparat, ihn von den anderen Gefangenen und solidarischen Menschen außerhalb des Knastes zu isolieren und kaputtzumachen. Das hinterlässt Spuren und entsprechend schlecht geht es David Hahn im Moment.

Gegen diese Repression braucht es besonders jetzt unsere Solidarität. Kommt zum nächsten Briefeschreiben an 11. April, protestiert bei der Knastleitung und dem Thüringer Justizministerium und schreibt David Hahn Briefe oder Postkarten. Gerade jetzt ist es wichtig, ihm zu zeigen, dass er und der Kampf der Gefangenen von außen unterstützt werden!

David Hahn
GG/BO-Sprecher JVA Untermaßfeld
Karl-Marx-Straße 8
98617 Untermaßfeld

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  • Als Solidaritätsgruppe der Gefangenengewerkschaft/Bundesweite Organiation (GG/BO) in Jena unterstützen wir inhaftierte Arbeiter:innen und Gewerkschafter:innen und staatlich Verfolgte in verschiedenen Haftanstalten, vor allem in Thüringen und Sachsen. Andere Soli-Gruppen gibt es in Leipzig und Köln.