Nach Wechsel der Anstaltsleitung: Neuer autoritärer Kurs in der JVA Goldlauter führt zu Unmut unter Häftlingen

Seit einigen Monaten hat die JVA Suhl-Goldlauter eine neue Anstaltsleiterin. Seit ihrem Amtsantritt hat sie eine Reihe repressiver Verfügungen erlassen, die zu Unzufriedenheit unter den Häftingen führen. Im März haben sich zwei Gefangene der JVA Goldlauter sogar das Leben genommen und es stellt sich die Frage, inwiefern der neue autoritäre Kurs der Anstaltsleiterin und die Verzweiflungstat der Häftlinge zusammenhängen.

Die Verfügungen umfassen u.a. die vollständige Pfändung des Eigengelds bei Untersuchungsgefangenen und Rentnern, die Minimalversorgung von Vegetariern und die Einschränkung der Anzahl an Medien (z.B. CDs, Kassetten, Spiele, DVDs), die ein Häftling besitzen darf, auf 15.

Bezüglich der Pfändung der U-Häftlinge führt der Sprecher der Gefangenen-Gewerkschaft in der JVA Goldlauter Steven Koch aus: „Alle U-Gefangenen werden auf 0€ runtergepfändet. Sie können dann Taschengeld beantragen, welches aber auch auf 0€ gepfändet wird. Jetzt stellt sich die Frage: Wie soll sich ein mittelloser Gefangener noch mit Gläubigern, Anwälten, Familie o.ä. verständigen, wenn er sich nicht mal mehr eine Briefmarke kaufen oder sein Telio-Konto aufladen kann?“

„Auch ist auffällig, dass es seit knapp 6 Wochen für Vegetarier nur noch eine Minimalversorgung gibt. So gibt es z.B. keine Milch mehr. Es gab diese sonst 1x in der Woche“, erklärt Steven Koch weiterhin.

Im selben Zeitraum haben sich im März innerhalb von zwei Wochen zwei Insassen das Leben genommen ¹ ² – „nach mehr als 6 Jahren Ruhe“, so Steven Koch. Der Amtsantritt der neuen Anstaltsleiterin und die zwei Suizide können reiner Zufall sein. Sie können aber auch miteinander in Zusammenhang stehen.

Als Solidaritätsgruppe der Gefangenen-Gewerkschaft zeigen wir uns beunruhigt über den neuen autoritären Kurs in der JVA Goldlauter. Wollen unsere inhaftierten Kollegen rechtlich und politisch dagegen vorgehen, können Sie mit unserer vollen Unterstützung rechnen.

Jena, 3. Mai 2017

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  • Als Solidaritätsgruppe der Gefangenengewerkschaft/Bundesweite Organiation (GG/BO) in Jena unterstützen wir inhaftierte Arbeiter:innen und Gewerkschafter:innen und staatlich Verfolgte in verschiedenen Haftanstalten, vor allem in Thüringen und Sachsen. Andere Soli-Gruppen gibt es in Leipzig und Köln.