Bericht von der Jeaner Soli-Kundgebung für den Hungerstreik in Butzbach

Am Freitag, dem 4. Dezember 2015 haben ca. 10 Leute der GG/BO-Soligruppe und andere Genoss_innen zwei Stunden lang in der Jenaer Innenstadt über den Hungerstreik der Gefangenen im Butzbacher Knast informiert und ihre Solidarität zum Ausdruck gebracht. Wir haben ein Transpi mit der Aufschrift “Gegen eine geknastete Gesellschaft. Solidarität mit den Gefangenen in Butzbach.” aufgehangen und um die 350 Flugblätter verteilt. Die positiven Gespräche machten die paar Kommentare dumm-deutscher Staatsbürger wett. Wir dokumentieren die Kundgebung im Folgenden mit zwei Bildern und dem Flugblatt.

Kundgebung.Jena.4.Dez.1

Kundgebung.Jena.4.Dez.2

Solidarität mit dem Hungerstreik der Gefangenen in der JVA Butzbach!

Die Medien sprechen vom „Hotel Gefängnis“ und machen eine_n glauben, alle Inhaftierten seien Vergewaltiger und Mörder. So sollen wir davon überzeugt werden, dass der Knast nicht nur notwendig, sondern auch noch eine gute Sache und in unserem eigenen Interesse sei. Die Wirklichkeit sieht jedoch ganz anders aus. Menschen landen aus den unterschiedlichsten Gründen hinter Gittern, in den wenigsten Fällen aber, weil sie eine „Gefahr für die Gesellschaft“ darstellen. Wer ein Drogenproblem hat, illegal Grenzen überquert, schwarzfährt, in Supermärkten klauen geht oder Bonzen abzieht, ist gelegentlich eine Gefahr für den Staat und das Kapital, aber in den meisten Fällen sicher nicht für andere Arbeiter und Arbeiterinnen. Aber darum geht es im gefängnis-industriellen Komplex auch gar nicht. Der Knast dient in erster Linie der Kontrolle und Disziplinierung sowohl der Gefangenen als auch all derer, die potenziell hinter Gitter kommen könnten, und in zweiter Linie der Überausbeutung der billigen und vollkommen rechtlosen gefangenen Arbeiter_innen. 45.000 von 65.000 Gefangenen malochen für nicht einmal zwei Euro die Stunde für Landesverwaltungen und Behörden, lokale Unternehmen und sogar Großkapital. Dem können sie sich nicht entziehen, denn zum einen sind die Meisten arm und auf ein Einkommen angewiesen und zum anderen herrscht in 12 von 16 deutschen Bundesländern Arbeitspflicht oder in anderen Worten Zwangsarbeit.

Die neue Gefangenenbewegung der BRD, die seit Mai 2014 in Form der Gefangenengewerkschaft GG/BO entsteht, setzt hier an. Sie basiert auf der Solidarität der inhaftierten Arbeiter_innen untereinander und gemeinsamen klassen­kämpferischen Forderungen:

  • Mindestlohn von 8,50€ die Stunde
  • Sozialversicherung
  • und Gewerkschaftsfreiheit für alle Gefangenen.

Seit dem 1. Dezember 2015 befinden sich 200 Gefangene der JVA Butzbach (bei Frankfurt am Main) im Bummelstreik und kollektiven Hungerstreik. Sie hatten der hessischen Justizministerin am 29. September 2015 einen Forderungskatalog geschickt und auf ein Gespräch bestanden. Sie hat nicht nur jegliches Gespräch ausgeschlossen. Am 26. November wurde das neue hessische Strafvollzugsgesetz verabschiedet, in welchem die Vorstellungen der Gefangenen mit nichts berücksichtigt wurden. Daraufhin haben die Gefangenen am 1. Dezember den Hungerstreik begonnen. Neben den drei zentralen Forderungen der GG/BO geht es ihnen um

  • die Abschaffung des Arbeitszwangs hinter Gittern
  • die Anerkennung der GG/BO als Gewerkschaft der Gefangenen
  • Solidarität drinnen und draußen.

In den Tagen vor und nach Beginn des Hungerstreiks waren die widerständigen und in der GG/BO aktiven Gefangenen harter Repression von Seiten der Knastbehörden ausgesetzt: Einzelhaft, Verlegungen, Zellenrazzien, Zensur und Verhinderung des Postverkehrs. Sie haben sich aber nicht einmachen lassen! Im Gegenteil. Mit der letzten Waffe, die ihnen zur Verfügung steht, ihrem Körper, widersetzen sie sich den Bedingungen des Knastalltags und den Schikanen der Gefängnisleitung.

So wie viele Solidarische in Hessen wollen auch wir in Jena den kollektiven Hungerstreik der Gefangenen im Butzbacher Knast durch Gegeninformation und Aktion stärken. Die Gefangenen sind keine Monster, wie es in den Medien heißt, sondern sie stellen einen der am meisten abgewerteten Teile der Arbeiterklasse dar. Im Kampf gegen den Staat und unsere Bosse stehen wir mit ihnen an derselben Front. So wie sie im Knast gegen Zwangsarbeit und Überausbeutung, Einschließung, den Rassismus der Behörden, der Schließer_innen und Mithäftlinge kämpfen, so kämpfen auch wir in der „Freiheit“ der Knastgesellschaft gegen Ausbeutung, staatliche Überwachung und Kontrolle, Bullengewalt und -willkür, den Rassismus von Faschisten, Bevölkerung und Staat.

Unterstützt den Hungerstreik der Gefangenen in der JVA Butzbach durch

  • Briefeschreiben an den Sprecher der GG/BO in Butzbach Jürgen Rößner (Jürgen Rößner / GG/BO-Sprecher JVA Butzbach / Kleeberger Str. 23 / 35510 Butzbach)
  • das Bekanntmachen des Kampfes der Gefangenen und der GG/BO in euren Städten und Knästen
  • die Organisierung von und Teilnahme an Solidaritätsaktionen
  • die Unterstützung der GG/BO auch in den Knästen Thüringens, z.B. durch Briefeschreiben an den Sprecher der GG/BO in der JVA Untermaßfeld David Hahn (David Hahn / GG-BO-Sprecher JVA Untermaßfeld / Karl-Marx-Straße 8 / 98617 Untermaßfeld / Station B)
  • das Vorantreiben eurer eigenen Kämpfe gegen Staat und Kapital!

Zwangsarbeit im Knast hat in Deutschland Tradition, Solidarität der Gefangenenunion!

Kraft und Solidarität den hungerstreikenden inhaftierten Arbeitern im Butzbacher Knast!

GG/BO-Soligruppe Jena

http://gefangenensolijena.noblogs.org/

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Solidaritätskundgebung für den Hungerstreik in der JVA Butzbach in Jena

Freitag, 4. Dezember, 14 bis 16 Uhr am Johannistor Jena

Seit dem 1. Dezember befinden sich 200 Gefangene der JVA Butzbach im Bummelstreik und kollektiven Hungerstreik. Sie fordern unter anderem den Mindestlohn, Sozialversicherung und Gewerkschaftsfreiheit für alle Gefangenen und werden dabei vor allem in Hessen, aber auch in anderen Orten Deutschlands unterstützt. Nach unserer Info-Veranstaltung und dem offenen Soli-Plenum wollen wir auf der Kundgebung am Freitag auch in Thüringen den Hungerstreik bekannter machen und stärken.

Solidarität und Kraft den Hungerstreikenden!

GG/BO-Soligruppe Jena

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Call for International Solidarity to the Butzbach Prisoners’ Hunger Strike

In May 2014 the prisoners’ syndicate GG/BO (prisoners’ syndicate/German-wide organisation) was formed in Berlin-Tegel prison. Ever since, it expanded to more than 70 prisons in Germany and Austria and over 800 male and female, German and migrant prisoners joined it. GG/BO is an autonoumous grassroots syndicate for all incarcerated workers regardless of race and gender. Its main demands are the minimum wage of 8,50 euros, social insurance and freedom of union to all prisoners.

GG/BO react to the situation of most workers exploited within the German prison-industrial complex. 45.000 out of 65.000 prisoners work, in 12 out of 16 German federal states they are subject to the compulsion to work, they are paid one to two euros per hour and strikes as well as other labour actions are persecuted as mutiny. Beside federal state administrations, it is local industry and big business that benefit from the exploitation of cheap prisoners’ labour force in ‘Germany’s China’.

On December 1 two hundred prisoners many of whom are members of GG/BO went on slowdown and collective hunger strike. Their demands are:

  • minimum wage of 8,50 euros per hour and unemployment benefits for unemployed prisoners
  • social insurance
  • freedom to unionise and recognition of GG/BO as trade union
  • an end to all repression against GG/BO members and militants
  • abolition of forced labour
  • solidarity inside and outside

The days before and after the beginning of the hunger strike, militant prisoners in Butzbach were subject to severe repression at the hands of the prison authorities: solitary confinement, cell raids, repeated transfers, interception and ‘vanishing’ of letters and other material.

Even though GG/BO do not put into question prison in itself and limit their demands to concrete improvements of living and working conditions behind bars we support their struggle. For the first time in the history of anti-prison struggles in Germany, prisoners unite on the basis of clear class struggle demands. Together with migrants, they belong to the most devaluated and most precarious part of the working class of Germany. Butzbach prisoners’ hunger strike is the first open conflict of GG/BO, the first collective hunger strike of prisoners in Germany in the last twenty years and an unprecedented escalation of class struggle in German prisons.

We call on our comrades and all rebellious prisoners abroad to support the hunger strike of Butzbach prisoners’ by

  • sending letters to GG/BO spokesperson in Butzbach prison Jürgen Rößner (Jürgen Rößner / GG/BO-Sprecher JVA Butzbach / Kleeberger Str. 23 / 35510 Butzbach / Germany)
  • making known the hunger strike in their cities and prisons
  • doing actions of solidarity and sending us pictures of those
  • strengthening your own struggles against exploitation and incarceration

GG/BO solidarity group Jena

http://gefangenensolijena.noblogs.org/

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Offenes Soli-Plenum

Mittwoch, 2. Dezember, 15:00 im Infoladen Jena (Schillergässchen 5 Jena)

Auf unserer Info-Veranstaltung vom Montag, dem 30. November, haben wir beschlossen, zu einem ersten offenen Soli-Plenum aufzurufen. Alle, die den Hungerstreik der Gefangenen der JVA Butzbach unterstützen möchten, sind eingeladen zu kommen und sich zu beteiligen. Die Idee wäre, das offene Soli-Plenum während der Dauer des Hungerstreiks laufen zu lassen und dort gemeinsam Solidaritätsaktionen zu organisieren.

Einen Tag nach dem morgigen Beginn des Hungerstreiks in Butzbach werden wir auf dem offenen Soli-Plenum genug Informationen haben, um entscheiden zu können, was wir tun möchten.

Beteiligt euch, sagt euren Freund_innen und Genoss_innen Bescheid, unterstützt die Soligruppe und das Soliplenum bei ihren Aktionen und die Gefangenen aus Butzbach in ihrem Hungerstreik!

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Unterstützen wir den anstehenden kollektiven Hungerstreik der Gefangenen in der JVA Butzbach!

Info-Veranstaltung der Jenaer GG/BO-Soligruppe

Montag, 30.11.2015, 18-20 Uhr Frei(t)raum Carl-Zeiss-Straße 3 Uni Jena

Die Gefangenen der JVA Butzbach haben der hessischen Justizministerin einen Forderungskatalog (u.a. Sozialversicherung, Mindestlohn und Gewerkschaftsfreiheit für Gefangene, Abschaffung des Arbeitszwangs) geschickt und angekündigt, dass – falls sie nicht darauf eingeht – sie ab dem 1. Dezember in den unbefristeten kollektiven Hungerstreik eintreten werden. Da die Behörden unnachgiebig scheinen, wird es wohl dazu kommen. Das bedeutet den ersten offenen Konflikt der neuen Gefangenenbewegung mit dem Staat seit der Gründung der Gefangenengewerkschaft GG/BO im Mai 2014 und eine Eskalation des Klassenkampfs im knast-industriellen Komplex der BRD. Wir halten den Hungerstreik für einen bahnbrechenden Kampf und sind überzeugt, dass wir ihn als Bewegung mit allen unseren Mitteln unterstützen müssen.

Bei der Info-Veranstaltung wollen wir unsere Soligruppe und die GG/BO vorstellen, etwas zum gefängnis-industriellen Komplex der BRD sagen, über den Hungerstreik der Gefangenen aus Butzbach informieren und gemeinsam praktisch diskutieren, auf welche Art und Weise wir den Hungerstreik unterstützen können.

Zwangsarbeit im Knast hat in Deutschland Tradition / Solidarität der Gefangenenunion!

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  • Als Solidaritätsgruppe der Gefangenengewerkschaft/Bundesweite Organiation (GG/BO) in Jena unterstützen wir inhaftierte Arbeiter:innen und Gewerkschafter:innen und staatlich Verfolgte in verschiedenen Haftanstalten, vor allem in Thüringen und Sachsen. Andere Soli-Gruppen gibt es in Leipzig und Köln.