Schickt Post an GG/BO-ler Tim Hilgendorf

Diese Tage wurden endlich Informationsmaterialien und Mitgliedsanträge der GG/BO, die wir an unseren Sprecher in der JA Raßnitz geschickt haben, ausgehändigt.

Mit anderer Post verhält sich das nicht so. Hierzu ein Bericht, der bei political-prisoners.net veröffentlicht wurde.

“Druck von unten”

Am 15.03.2018 um ca. 15.08 im Jugendknast Raßnitz wollte ich, wie an jedem Werktag meine Tageszeitung „Junge Welt“ und meine Post aus dem Dienstzimmer meiner Piste holen, was sich jedoch, wie so oft bei mir, schwierig gestaltete.

Bei der Postausgabe öffnete die diensthabende Uniform die Post und schaut bei der allgemein üblichen Sichtkontrolle, ob sich denn nicht „gefährliche“, verbotene Gegenstände mit drin befinden und wie so oft wurde solch ein „gefährlicher“, verbotener Gegenstand bei meiner Post „sichergestellt“. Neben ausgedruckten Texten über Feminismus, ein Gewerkschafter*Innen Flugblatt, Texte von Kästner, Texte von Laurie Penny und der Zeitschrift „Gefangeneninfo“- alles nach Auffassung der Jugendstrafanstalt „gefährliche“ verbotene Gegenstände, welche 1. Das Ziel des Vollzuges gefährden und 2. Die Sicherheit und Ordnung der Anstalt gefährden würden- wurde ich auch noch am 15.03.2018 der Zeitschrift „Unterdruck“* beraubt. Ich mein, ist ja auch nachvollziehbar, denn Texte über Feminismus, von Laurie Penny oder Kästner gefährden offensichtlich das reaktionäre Weltbild und die Sicherheit der herrschenden Ordnung. Bilder von nackten Menschen weibliche Geschlechts hingegen, die hier zu Genüge per Post von Mitgefangenen empfangen werden, fördern und sind Bildungsreich.

Wie naiv bin ich denn auch, ich mein, eine Zeitschrift, die Unterdruck heißt, an einem Ort lesen zu wollen, wo „unten“ eingeknastet ist?! Denn auch die Unterdruck könnte ja erheblichen Schaden oder Wahrnehmungsstörungen bei Mitgefangenen hervorrufen, welche ein rassistisch/sexistisch/homophobes Weltbild haben. Sie sind daher „auf jeden Fall“ nach Paragraph 58 Abs.2 des bürgerlichen Justizvollzugsgesetzbuches (LSA) eine Gefährdung für die Sicherheit und Ordnung der Jugendstrafanstalt Raßnitz. Wie aus der mir ausgehändigten Kopie der Durchsuchungsniederschrift hervor geht (welche ich aus Protest nicht unterschrieben habe), verbleibt die Unterdruck vorläufig beim Leiter des Sicherheitsdienstes. Die Herausgabe, habe ich per Antrag (ANL 49) und auch in einem persönlichen Brief an den Herren beantragt/ „erbeten“. Er solle mir bei Nichtherausgabe auch schriftlich begründen, in wie fern denn die Sicherheit und Ordnung der Anstalt gefährdet sei.

Natürlich werde ich auch nachfragen, ob er beim Lesen der Unterdruck folgenreiche Schäden und/oder Wahrnehmungsstörungen davongetragen hat 😉 Abschließend möchte ich noch jeden/jede der/die das liest bitten, mir so viel Infomaterial, wie möglich zu schicken, also Texte, Flyer, Gedichte etc. und ich bitte euch an die Bibo der Jugendstrafanstalt Raßnitz zu spenden, weil Gefangene Bücher nur von dort beziehen dürfen – also Bücherspenden.

An alle fortschrittlichen Menschen aus Magdeburg kämpferische Grüße,

euer Tim Hilgendorf
Jugendstrafanstalt Raßnitz
Gröbersche Str.1
06258 Raßitz

*Die „Unterdruck“ ist die regelmäßig erscheinende Zeitung der linken und linksautonomen Szene in Magdeburg

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  • Als Solidaritätsgruppe der Gefangenengewerkschaft/Bundesweite Organiation (GG/BO) in Jena unterstützen wir inhaftierte Arbeiter:innen und Gewerkschafter:innen und staatlich Verfolgte in verschiedenen Haftanstalten, vor allem in Thüringen und Sachsen. Andere Soli-Gruppen gibt es in Leipzig und Köln.