In der JVA Köln-Ossdendorf hat eine Gefangene einen Hungerstreik begonnen, in der thüringischen JVA Untermaßfeld ist es zu ersten Selbstverletzungen von Häftlingen gekommen und in der baden-württembergischen JVA Bruchsal hat sich ein junger Gefangener das Leben genommen.
Laut der Bruchsaler Rundschau sehe der Anstaltsleiter der JVA Bruchsal keinen Zusammenhang zwischen dem tags zuvor durchgesetzten Besuchsverbot und dem Suizid. Aus der JVA Untermaßfeld ist uns keine Stellungnahme bekannt. Auch wir können nur spekulieren. Prinzipiell dürfen wir aber in dieser Zeit bei allen Verzweiflungstaten und radikalen Widerstandsformen von Gefangenen einen Zusammenhang mit der Coronakrise nicht ausschließen.
Die fehlenden Informationen, die mangelnde Transparenz und die Gerüchte in den Haftanstalten, die Ausgangs- und Besuchsverbote, die Angst vor dem Eindringen des Virus in den Infektionsherd Knast, das Wissen um die vollkommen unzureichende medizinische Versorgung, der Wegfall des Einkommens aus der Knastarbeit, die Folgen des Personalmangels unter den Beamten – all das belastet die Psyche der Gefangenen noch viel mehr als ohnehin schon.
Wir werden in den kommenden Wochen alle Proteste, alle Fälle von Selbstverletzung und Selbstmord unter Gefangenen dokumentieren. Für das Leiden und Sterben werden wir die Ministerien und Anstaltsleitungen, die eine massenhafte Entlassung von Häftlingen noch immer verhindern, zur Verantwortung ziehen!
Jena, 25. März 2020