Sven Herhold, der seit November um die Behandlung seines schwer verletzten Knies kämpft, hat nach der letzten Vollzugsplanung folgendes zu lesen bekommen:
„Im direkten Nachgang dieser Vollzugsplanungskonferenz wurde ersichtlich, dass im Zuge dieser Auseinandersetzung Herr Herold, der in dieser Sache mittlerweile anwaltlich vertreten wird, Gelegenheiten zu nutzen scheint, mit seinem Thema (Behandlung seines Knies) an die Öffentlichkeit zu treten. Akutell behauptet Herr Herhold offensichtlich gegenüber Gefangenen-Gewerkschaften, dass er trotz seines schmerzenden Knies vom Anstaltsarzt gezwungen wurde, zu arbeiten. Fakt ist, der Gefangene wird seit seinem Unfall im November 2019 als unverschuldet ohne Arbeit geführt. Gearbeitet hat er seither durchweg nicht. Aus der Korresponenz des Gefangenen ergeben sich Hinweise auf betrügerisch-manipulatives Verhalten.“
Die JVA bezieht sich dabei auf unsere Pressemitteilung vom 2. Juli 2019. Darin wird beschrieben, dass Herr Franke, der Leiter des medizinischen Dienstes der JVA, erklärt hat, dass er Sven Herhold nicht mehr krankschreiben werde. Erst nach der Veröffentlichung, am 3. Juli 2019, haben die anderen Anstaltsärzte, die ebenfalls in den Fall involviert sind, Sven Herhold aus anderen Gründen krankgeschrieben. Die JVA bemüht sich also nach Kräften, uns eine Falschdarstellung zu unterstellen, wo dies nicht der Fall ist.
Weiterhin stellt sich die Frage, ob der Verweis auf „Hinweise“ „aus der Korrespondenz des Gefangenen“ eine unrechtmäßige Kontrolle des Postverkehrs und der Telefonanrufe von Sven Herold bedeutet.
Viel beunruhigender ist jedoch, dass die JVA versucht, den legitimen Protest von Sven Herhold gegen die verweigerte medizinische Verhandlung als psychologischen Defekt, als „betrügerisch-manipulatives Verhalten“, abzutun. Die JVA zerstört nicht nur nachhaltig die Gesundheit eines Gefangenen, sondern unterstellt ihm auch problematische psychologische Neigungen, wenn er sich dagegen wehrt. Hier zeigen sich offen die totalitären Tendenzen in der totalen Institution Gefängnis.
Jena, 25. Juli 2019